Beschreibung: | Der implizite Autor dient im Rahmen einiger Interpretationstheorien als Zuschreibungsinstanz für die Ergebnisse von Interpretationsoperationen im Hinblick auf literarische Texte (oder künstlerische Hervorbringungen anderer medialer Konstitution), also etwa für die normative Ordnung eines Werks oder die Strategie, die der Auswahl und Anordnung seiner Elemente zugrundeliegt. Als ein solches Attributionssubjekt ist der implizite Autor vom empirischen Schöpfer eines Artefakts (vgl. Autor) ebenso zu unterscheiden wie von den fiktiven Sprechern, die in ihm das Wort ergreifen können. Der Begriff geht zurück auf den amerikanischen Literaturtheoretiker Wayne C. Booth. Er führt ihn in seinem Buch "The rhetoric of fiction" (1961) ein, in dem er das Vorhaben verfolgt, epische Werke als rhetorisch strukturierte Gebilde zu analysieren. – Die Zahl literaturwissenschaftlicher Konzepte mit annähernd gleichem oder recht ähnlichem Bedeutungsumfang ist groß: Zu nennen sind zum einen Kategorien wie 'Autorbild' (Vinogradov) oder 'Werksubjekt' (Mukařovský), die einer autochthonen formalistischen Diskussion entstammen, und zum anderen Konzepte wie 'Modell-Autor' (vgl. Eco), 'abstrakter Autor' (Schmid), 'postulierter Autor' (Nehamas) oder 'manifestierter Autor' (Walton), die explizit an Booths Begriff anschließen. Trotz seiner relativ weiten Verbreitung in Praxis und Theorie ist das Konzept des impliziten Autors in jüngerer Zeit stark in die Kritik geraten. |